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  • Zugun­glück bei Bad Lausick (Fotos: dpa, Redak­tion)
    Zugun­glück bei Bad Lausick (Fotos: dpa, Redak­tion)

Zugunglück bei Bad Lausick

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Nach dem schweren Zugun­glück bei Bad Lausick sind die entgleisten Waggons am Mittwoch mit Spezi­al­kränen geborgen worden. Drei Wagen sollen ins Instand­hal­tungs­werk Kassel gebracht werden, der vierte, der auf ein Feld gekippt war, müsse zerlegt werden, sagte eine Bahnspre­cherin in Leipzig. Die Strecke Geithain-Leipzig sollte mindes­tens bis Donnerstag gesperrt bleiben. Die Bundes­po­lizei setzte ihre Unter­su­chungen zur genauen Ursache des Unglücks fort. Sie ermit­telt wegen gefähr­li­chen Eingriffs in den Bahnver­kehr. Beim Zusam­men­prall des Regio­nal­zugs mit einem Auto auf einem Bahnüber­gang waren am Dienstag 21 Menschen verletzt worden.„Die Ermitt­lungen laufen momentan gegen alle Betei­ligten - ob nun als Zeuge oder als Unfall­ver­ur­sa­cher“, sagte der Sprecher der Bundes­po­lizei, Torsten Henkel. Über den tatsäch­li­chen Unfall­her­gang herrsche weiterhin Unklar­heit. Sicher sei nur, dass es vor dem Bahnüber­gang einen Auffahr­un­fall gab, bei dem ein Klein­wagen auf die Gleise geschoben wurde. Dessen Fahrer kam gerade noch recht­zeitig aus dem Auto heraus. Sechs schwer verletzte Insassen des Zuges waren auch am Mittwoch noch im Kranken­haus, bei keinem bestand Lebens­ge­fahr. Der Lokführer erlitt einen Schock, musste aber nicht in einer Klinik aufge­nommen werden.Momentan gehen Polizei und Staats­an­walt­schaft davon aus, dass das Unglücks­auto vor dem Bahnüber­gang zunächst stehen­blieb, bevor ein auffah­render Trans­porter es auf die Schienen schob. „Wir prüfen zurzeit aber auch, ob das rote Warnsi­gnal zum Zeitpunkt des Auffahr­un­falls bereits geleuchtet hat und ob der Klein­wagen eventuell gar nicht stand, sondern langsam auf die Schranke zugerollt ist“, sagte Henkel. Anders als anfangs gedacht, war die Halbschranke aber nicht geschlossen. Die Schranke sei unbeschä­digt, berich­tete Henkel.Auch über den Ablauf der Rettung des 64 Jahre alten Fahrers aus seinem Auto wurde speku­liert. Auf die Frage, ob mögli­cher­weise der 29 Jahre alte Fahrer des Trans­por­ters den Mann vor dem heran­fah­renden Zug gerettet hat, sagte Henkel: „Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass ihm Passanten geholfen haben.“In Bad Lausick liefen derweil die Bergungs- und Aufräum­ar­beiten an der Unfall­stelle weiter. Bis zum Nachmittag waren zwei Waggons abtrans­por­tiert, zwei weitere Wagen standen noch dort. Der umgekippte Waggon wurde auf dem Feld aufge­richtet. Nach Bahnan­gaben müssen rund 100 Meter Gleis mit der dazuge­hö­rigen Verka­be­lung und zerstörten Schwellen erneuert werden. Der Gesamt­schaden sei noch nicht zu bezif­fern. Zwischen Geithain und Leipzig fahren Busse als Schie­nen­er­satz­ver­kehr.Hinter­grund:Das schwere Zugun­glück bei Bad Lausick ist bereits der dritte Unfall auf der Strecke zwischen Chemnitz und Leipzig inner­halb weniger Jahre. Bereits im Dezember 2009 war der hintere Trieb­wagen einer Regio­nal­bahn während der Fahrt nahe Bad Lausick entgleist, weil lockere Schrauben die Aufhän­gung des Motors beschä­digt hatten. Verletzt wurde damals keiner der 61 Insassen. Ohne Verletzte endete auch der Unfall ein Jahr später: Wegen einer defekten Kupplung waren hier zwei Trieb­wagen eines Regio­nal­ex­presses während der Fahrt ungeplant getrennt worden. Der Zug musste bei Bad Lausick zwangs­ge­bremst werden, beide Teile fuhren danach getrennt weiter.